Interoperabilität in Schweizer Spitälern: Herausforderungen und Lösungsansätze für eine vernetzte Gesundheits-IT
Die IT-Landschaft in Schweizer Spitälern ist hochkomplex. Historisch gewachsene Systeme, ein Mix aus veralteter Software und modernen Anwendungen sowie die zunehmende Digitalisierung der Gesundheitsbranche stellen IT-Abteilungen vor enorme Herausforderungen. Der entscheidende Faktor für eine funktionierende, effiziente und zukunftssichere IT-Infrastruktur ist eine nahtlose Integration aller Systeme. Doch die Realität sieht oft anders aus.
Die grössten Integrationshürden in Schweizer Spitälern
- Heterogene Systemlandschaften: Viele Spitäler betreiben Hunderte von Anwendungen, die über Jahre hinweg gewachsen sind. Diese Anwendungen verwenden unterschiedliche Datenformate und Kommunikationsprotokolle, was eine reibungslose Integration erschwert.
- Kompatibilität mit Altsystemen: Ein erheblicher Teil der Infrastruktur basiert auf Software, die nicht für moderne Schnittstellen und Interoperabilität ausgelegt wurde. Diese Systeme müssen trotzdem weiterhin nahtlos in die digitale Strategie eingebunden werden.
- Datenformat-Inkonsistenzen: Selbst wenn Standards wie HL7 oder FHIR eingesetzt werden, weichen die Implementierungen oft ab. Unterschiedliche Feldbelegungen, Code-Systeme und Interpretationen erfordern ständige Anpassungen.
- Sicherheit und Datenschutz: Die regulatorischen Anforderungen in der Schweiz, insbesondere durch das revDSG und die Anforderungen des Elektronischen Patientendossiers (EPD), setzen hohe Hürden für die Datenverarbeitung und -weitergabe.
- Mangel an Ressourcen und Fachkräften: IT-Teams in Spitälern sind oft unterbesetzt, während der Aufwand für Schnittstellenentwicklung, Wartung und Compliance steigt.
Lösungsansätze: Wie eine erfolgreiche Integration gelingen kann
- Einsatz eines zentralen Integrationslayers: Die Nutzung eines Interoperabilitäts-Frameworks, das verschiedene Datenquellen konsolidiert, erleichtert die Anbindung neuer Systeme und sorgt für eine stabilere, zukunftssichere Architektur.
- Fokus auf Standardisierung: Die konsequente Anwendung von HL7 FHIR, IHE-Profilen und standardisierten Schnittstellen verringert den Entwicklungsaufwand und reduziert das Risiko von Systeminkompatibilitäten.
- Agile und modulare Architekturen: Anstatt monolithische Schnittstellen zu entwickeln, setzen moderne Ansätze auf flexible, serviceorientierte Architekturen (SOA) oder API-Gateways, die einzelne Anwendungen unabhängiger machen.
- Automatisierte Datenvalidierung und Monitoring: Systeme zur kontinuierlichen Überwachung von Schnittstellen helfen, Fehler frühzeitig zu erkennen und Probleme proaktiv zu beheben.
- Kollaboration mit externen Partnern: Viele Spitäler setzen auf externe Dienstleister oder gemeinsame IT-Dienstleistungen, um Integrationsaufgaben zu bewältigen und Ressourcen effizienter zu nutzen.
Zukunftsperspektiven: Wie geht es weiter?
Die nächsten Jahre werden von einer verstärkten Nutzung cloudbasierter Integrationsplattformen, künstlicher Intelligenz zur Datenverarbeitung und noch strengeren Compliance-Vorgaben geprägt sein. Spitäler müssen daher ihre IT-Infrastrukturen strategisch weiterentwickeln, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Eine erfolgreiche IT-Integration im Gesundheitswesen ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der technische, organisatorische und regulatorische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Entscheidend ist, dass IT-Entscheider nicht nur die aktuell besten Lösungen implementieren, sondern auch eine Architektur schaffen, die anpassungsfähig und nachhaltig ist.